Ohnmacht versus Handlungsmacht
– das ist der Pendelschlag in unserer Moderner-Mensch-3.0-Ära.
Wir wollen am liebsten immer alles unter unserer Kontrolle haben. Gleichzeitig liefern wir uns der Beschleunigung unseres Alltags immer mehr aus! Was im Großen Stile schon seine Gefahren birgt und zurecht Ängste und Bedenken aufkommen lässt, das macht uns in unserem eigenen Alltag oft aus ganz anderen Gründen zu schaffen.
Wir rühmen uns eine Leistungsgesellschaft zu sein. Und in dieser Idee sind so einige Vorkommnisse und Schicksalsschläge verboten, oder zumindest als Versagen abgestempelt. Aber dennoch passieren sie…! Zustände wie etwas Verzweiflung oder Angst sind nicht sexy. – Und diese Ausblendung von derlei Emotionen macht uns krank.
Warum rühmen wir uns nicht lieber darin, eine liebevolle Gesellschaft zu sein!?
Warum sind so viele meiner Klienten und Mitmenschen in dem Fahrwasser „Liebe über Leistung“ erzogen worden?!
Warum nimmt emotionale Überforderung so stark zu? – Obwohl wir es doch soviel besser und komfortabler haben als unsere Vorfahren!
Silvia erfährt von ihrem Mann an einem Sonntag Nachmittag nach dem gemütlichen Frühstück, dass er die Scheidung will, weil es eine andere Frau gibt in die er sich total verliebt hat, und dass er mit dieser sein weiteres Leben teilen möchte. In dieser Sekunde der Offenbarung brechen alle möglichen und unmöglichen Gedanken, Gefühle und Sorgen auf einmal auf sie ein. Lähmung macht sich breit, die Kehle schnürt es ihr zu, die Brust wird plötzlich so eng, und das Atmen scheint auszusetzen – für lange! Sie möchte schreien, weinen, toben, aber nichts geht. Diese Schockstarre wurde ausgelöst durch eine Situation die totale Ohnmacht auslöst. So wie ihr Mann die Sache gebracht hat, kann sie sich jegliche Überzeugungsarbeit, jeglichen Kampf um ihre Ehe sparen – soviel erkennt sie sogar in dieser Situation. Es ist endgültig und es passiert ihr, und es passiert jetzt, ob sie will oder nicht.
Harald steht für seine Firma seit drei Jahrzehnten Tag und Nacht zur Verfügung. Er mag seinen Job, und auch die Hochs und Tiefs der letzten Jahre hat er loyal samt Wirtschaftskrise und Co. mit durch-getragen. Er ist ein Anpacker, eine treue und solidarische Seele. Und gerade eben hat man ihm eröffnet, dass man ihn „gehen lasse“. Er wurde einfach so gekündigt. Der kollektive Stellenabbau hat von der obersten Etage der Führungsspitze auch in seine Hierarchie-Ebene gefunden. Wie durch Watte hört er von ganz fern noch die betroffenen Worte seines Vorgesetzten, der mit geknickter Miene und einer Brise Mitgefühl in seinem Blick das Unfassbare noch irgendwie weichzuspülen versucht. Doch Harald ist wie paralysiert. Trotz aller Anstrengung, trotz allen Fleißes, trotz seines unbändigem Engagements, setzt man ihn einfach so vor die Tür. Er ist 56 Jahre alt. Wer stellt ihn jetzt noch ein?! Sein Körper vermittelt ihm ähnliche Reaktionen wie die von Silvia. Die nächsten Wochen verbringt er mit Panik-Attacken, Schweißausbrüchen, Depressionsschüben und einer Menge Nikotin und Koffein.
Ohnmacht passt nicht mehr in unsere heutige Zeit – so scheint es.
Ohnmacht ist nicht sexy.
Ohnmacht wird mit schwach assoziiert, und Schwach-sein ist sowieso nur etwas für Verlierer. – Und wer ist schon gerne der Verlierer oder wird als solcher wahrgenommen?
Und dennoch fragt uns das Leben oft nicht, ob wir gerade Lust auf ein paar Runden Ohnmacht haben, sondern stellt uns vor so manche Schicksalslawine, wo selbstbestimmtes und aussichtsreiches Handeln nicht mehr möglich scheint.
Ausgeliefert, abhängig vom Gut-will eines anderen, oder sogar vom Schicksal selbst. Und das obwohl man womöglich nicht mal etwas dazu beigetragen hat, dass einem etwas Schlimmes passiert. Die Brise „Unfairness“ darin ist oft noch ein Verstärker von Ohnmacht und Lähmung. Fragen wie: „Warum das, und warum mir!?“ stehen unweigerlich auf. Man geht hunderte Male im Geiste durch, wo und wann man etwas übersehen hat, warum man das nicht hat kommen sehen…!? Oder wollte man es nicht sehen?!
Doch Tatsache ist, dass das Leben für uns alle immer wiedermal einen Schicksalsschlag, eine Weichenstellung der brutaleren Art, oder eine Challenge parat hält, die uns vorläufig mit dem Rücken an die Wand stellt.
Ob nun hausgemacht und mitgestaltet, oder wie aus dem Nichts geschehen und ohne eigenes Zutun, in jedem Fall ist dann „business as usual“ nicht mehr drinnen.
Der gute Rat in einer solchen Situation heißt: REDEN.
Reden mit Freunden, mit Verwandten, mit dem Partner/derPartnerin sofern mit Wohlwollen zu rechnen ist, und nicht zuletzt sich professionelle Hilfe und objektive Perspektive von Außen zu holen!
Als eine Klientin von mir mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert war, machte sie sich wohlweislich bereits einen Termin mit mir aus, unmittelbar an dem Tag wo der Arzt ihr das Untersuchungsergebnis mitteilen sollte. Und gut war es, dass sie nach dem ersten Schock vom Arztgespräch, direkt in ihre Einzelsitzung kommen konnte. Wo fürs erste mal alles fließen und ausbrechen durfte was noch ein paar Stunden zuvor wie stecken geblieben ist.
In weiterer Folge haben wir die in dieser Situation sinnvollen und hilfreichen Handlungsmöglichkeiten erarbeitet. Heute ist sie nicht nur vollständig geheilt, sondern auch eine ausnehmen starke und entwicklungsfreudige Person, die aus ihrem Schicksalsschlag viel Positives und Wertvolles mitgenommen hat.
Denn das Schlimmste an der Ohnmacht, ist die scheinbare oder auch temporäre Ausweglosigkeit sowie die Handlungsunfähigkeit gepaart mit Null-Idee was jetzt überhaupt machbar ist. Allein der große dunkle Schatten bäumt sich auf, und man sieht nur noch Schwarz.
Doch egal wie klein und nichtig eine mögliche Handlung auch scheinen mag, sie ist bereits der erste kleine Schritt aus der Ohnmacht raus. Und mit jedem weiteren solcher Schritte, kehrt das Licht am Ende des Tunnels auch wieder mehr und mehr zurück.
Da wir von uns mittlerweile gewohnt sind, dass wir jeden Tag Höchstleistung bringen, Multi-Tasking wie selbstverständlich praktizieren und Daily-Manager in allen Belangen sind, wird die plötzliche Handlungs-Ohnmacht wie eine Schock-Starre erlebt.
Eine weitere unablässige Zutat in einer solchen Situation ist dem zufolge die GEDULD. Gefolgt von ausreichend Akzeptanz und Demut, die momentane Situation mal als gegeben anzunehmen.
In dem Wissen, dass NICHTS bleibt wie es momentan ist. Auch das Schlechte im Leben geht irgendwann vorbei. – Mag in dem Moment ein schwacher Trost sein, aber es ist einer – und womöglich der Türspalt, um zu mehr Zuversicht und Hoffnung zu gelangen.
Denn eines ist gewiss: Manchmal ist die Ohnmacht die eine Situation herstellt, der Moment „X“ für eine neue und wichtige Weichenstellung in Deinem Leben. Vielleicht SOLL etwas nicht so weitergehen wie bisher, weil etwas Besseres oder Wichtigeres auf Dich wartet, oder Du Dich zu schwach glaubtest etwas Bestimmtes zu ändern…!? Wenn Dich also ein Schicksalschlag ereilt, dann verliere die darin befindliche Botschaft nicht. Auf diese Weise kann man schlimme Ereignisse am Ende einem positiven Sinn zuführen.
Sollte Dich das Ohnmachtsgefühl mal erwischen und erdrücken, dann denk daran, dass die Claudia-Lang-Akademie immer ein Hafen für alle Lebenskrisen ist, und dass fürs erste nicht wichtig ist, wie man in unserer manchmal herzlosen Leistungsgesellschaft über dich denkt, sondern ausschließlich, dass du gerade jetzt liebevoll und fürsorglich mit Dir selbst umgehst!
Lass Dir jegliche Unterstützung angedeihen und sei es Dir selber wert, NICHT IMMER ALLES ALLEINE SCHAFFEN ZU MÜSSEN! Alles weitere ergibt sich Schritt für Schritt, und du bist nicht allein!
Wenn Du jemanden kennst dem es gar nicht gut geht, oder der in einer Krise steckt, dann empfehle dieser Person einen Blick in diesen Artikel, auf unsere Website, www.claudia-lang-akademie.at, und erzähl ihm davon, dass niemand ganz allein mit etwas fertig werden muss, wenn der/die Betreffende nicht will.
Denn manchmal glaubt man nur, dass man es auf die harte Tour schaffen muss, aber reflektiert den verhärteten Wert dahinter nicht, der sehr wahrscheinlich ausgetauscht oder zumindest ausgeglichen gehört! Auch dafür ist professionelle Unterstützung und Reflexion überaus wichtig und wertvoll.
In diesem Sinne: Alles geht vorbei. Auch die Ohnmacht. Die spannende und alles entscheidende Frage dabei ist:
Was wirst Du aus Deiner nächsten Ohnmacht machen?!
Ich helfe Dir gerne dabei, wie Phönix aus der Asche zu steigen, und höher denn je zu fliegen!
Herzlichst, Deine Claudia Lang
