Verantwortung

Meine Geschichte von Grusel, Wusel und Rumbusel…

Kennst Du das auch, die vielen Stimmen in deinem Inneren,… die da allesamt ihre ganz eigene Meinung haben, sie mal mehr mal weniger lautstark vertreten, und irgendwie haben zwar alle in dir durchaus gute Argumente für ihren Standpunkt, aber durchsetzen tun sich meist doch immer dieselben Verdächtigen… nämlich der innere Antreiber und gerne auch mal im Duett der/die Pflichtbewusste.

Kennst Du das auch, die vielen Stimmen in deinem Inneren,… die da allesamt ihre ganz eigene Meinung haben, sie mal mehr mal weniger lautstark vertreten, und irgendwie haben zwar alle in dir durchaus gute Argumente für ihren Standpunkt, aber durchsetzen tun sich meist doch immer dieselben Verdächtigen… nämlich der innere Antreiber und gerne auch mal im Duett der/die Pflichtbewusste.

Während diese beiden inneren Anteile sich in ihrer üblichen erhobenen-Zeigefinger-Manier über alle restlichen Parts deiner Innenwelt hinwegsetzen, verkümmern und verstummen mit der Zeit alle anderen, die vielleicht auch mal ihre Daseins-Berechtigung hatten…und auch nach wie vor hätten!

In mir ist da beispielsweise Grusel, so hab ich meinen inneren Antreiber genannt. Er ist geradlinig, nüchtern, klar, aber auch Erfolgs-orientiert, perfektionistisch und ungeheuer Qualitäts-fixiert. Nie kann man ihm was recht machen, immer gibt es etwas was noch getan werden muss, und natürlich hätte ich es jedes mal noch besser oder zumindest schneller machen können! Ihm sehr zugetan ist jemand anderer in mir, ich nenne sie Wusel. Wusel ist die Pflichtbewusste in mir, und ich habe den leisen Verdacht, dass die beiden hinter meinem Rücken heimlich geheiratet haben. Denn immer wenn Grusel einen Anspruch erhebt, kann man davon ausgehen, das Wusel sicherlich seiner Meinung ist, und in ihrem üblichen vorauseilenden Gehorsam bereits emsig an der Umsetzung arbeitet. Grusel macht seinem Namen im übrigen alle Ehre, denn wenn er so apodiktisch und despotisch aufwallt, kann das schon ziemlich gruselig daherkommen. Dagegen ist Wusel eher von unauffälliger Natur, man spürt sie nach außen kaum. Dafür aber kann man die Ergebnisse ihres dauernden Tun´s und Machen´s überall bemerken – und auch wenn nicht, denn Wusel stört es nicht mal sonderlich, wenn ihr feudaler und beherzter Einsatz für die Außenwelt zu einer angenehmen Selbstverständlichkeit mutiert. Sie ist Grusel eben zutiefst ergeben, und legt auch gar keinen großen Wert auf Streicheleinheiten oder Lobe, denn solange der Meister nicht sagt, dass sie sich diese „verdient“ hätte, wird´s wohl noch nicht genug sein – und weiter gehts im selben Takt!

Wäre da nicht auch noch Rumbusel, ich hätte mir schon längst den Strick genommen. Rumbusel ist weder ein ER noch eine SIE. Rumbusel ist vielmehr ein äußerst wandelbares ETWAS, das in mir für so vieles eintritt und steht. Mal ist es männlich in seinem Erscheinungsbild, mal äußerst weiblich in seinem Wollen. In dem einen wie dem anderen Fall, ist Rumbusel irgendwie die Farbe und das Leben in mir! Es vertritt mich in Sachen Kreativität, Faulenzerei, Freude und Mut, Schmusig-sein und Genießen, aber auch in Belange der Hingabe und Liebesfähigkeit sowie der Gelassenheit und minimaler Schurkerei. Schließlich braucht der Mensch auch seine kleinen Schattenseiten, sonst wirkt man ganz schnell fade und unsexy!

Rumbusel schert sich nicht um Dogmen, Ge- oder Verbote – es ist vielmehr daran interessiert Spaß am Leben zu haben, und zwar möglichst immer und überall. Pflichten nehmen ihm die Luft zum atmen, und Gewissens-Appelle gehen ihr gehörig auf die Nerven. Von Rumbusel kann man schon mal haben, dass es auf einen anderen Menschen im Außen einfach so zugeht und diesen spontan umarmt, weil es wahrgenommen hat, dass dieser Mensch das jetzt brauchen könnte, oder weil Rumbusel jemanden spontan ins Herz geschlossen hat. Rumbusel schmeißt auch mal ein Heferl zu  Boden um ihrem Ärger amtlich Luft zu machen, aber es kann auch stunden- oder tagelang an einer Sache feilen, um einem geliebten Menschen oder sich selbst Freude zu bereiten.

Manchmal frage ich mich schon, was passieren würde, wenn ich Rumbusel in mir das Zepter in die Hand geben würde, und ihm die alleinige Herrschaft übertragen würde!?…

Aber schon bei dem bloßen Gedanken daran, steht Grusel auf der Matte und fragt mich lautstark ob ich einen im Tee hätte!?

Ich habe daher eine innere Ratsversammlung einberufen, um endlich Ruhe im Karton herzustellen! Die Idee war gut, die Umsetzung interessant. Alle Ratsmitglieder sind vollzählig erschienen. Grusel war natürlich überpünktlich, dicht gefolgt von Wusel – wie könnte es anders sein. Rumbusel kam wie zu erwarten entspannte zehn Minuten zu spät, dafür aber äußerst gut gelaunt.

Ich als Ratsvorsitzende und Moderatorin des Gremiums, eröffnete die Sitzung fachkundig zum Thema „Wer soll für die nächsten drei Jahre der Chef sein?!“ Nach der formellen Begrüßung aller Anwesenden, lud ich beginnend bei Grusel, alle nacheinander ein zur Tagesthemen-Frage Stellung zu beziehen.

Grusel: „Also ich finde, ich habe in den letzten Jahrzehnten eindeutig bewiesen, dass nur ich für diese Führungsposition in Frage kommen kann, weil ich als einziger hier die nötige Disziplin in mir trage, um uns (die Gesamt-Claudia) im Leben weiterzubringen. Wusel applaudierte euphorisch, bis sie merkte, dass das jetzt irgendwie unpassend daherkommt.

Wusel: „Ich kann Grusel nur beipflichten, wo wären wir denn ohne ihn!?“ Meine Stimme hat er. Damit steht es ja ganz eindeutig 2:1 für Wusel, und wir können uns wichtigerem zuwenden.“

Ich: „Nicht wirklich, denn wie wir alle wissen, ist Rumbusel mit zwei Stimmen im Rat vertreten, um keine einseitige Übermacht im Rat zu haben. Daher werden wir Rumbusel in seine zwei Teile befragen, und um das klar zu verdeutlichen, spricht es einmal als Rumbusel 1 und einmal als Rumbusel 2.“

Wusel: „Pfff, das is ja blöd, ich hab noch soviel zu tun…!“

Rumbusel 1: „Ich spreche aus meiner Eigenschaft der Gelassenen, und finde, dass sich Grusel bislang zwar sehr angestrengt hat uns allen das Leben zur Hölle zu machen, was ihm ja leider auch sehr gut gelungen ist, aber die Entspannung und die wichtigen Ruhephasen sind dabei schmerzlich auf der Strecke geblieben! – Daher plädiere ich für eine ausgeglichene Work-Life-Balance, und spreche mich entschieden gegen eine Work-Work-Balance aus.“

Rumbusel 2: „Ich spreche aus meiner Eigenschaft der Genießerin, und muss sagen, dass seit Grusel´s Alleinherrschaft der Spaß, die Freude und die Kreativität total ins Hintertreffen geraten sind. Eine ungesunde Entwicklung wie ich finde! – Daher plädiere ich dafür, dass wir Rumbusel 1 ans Ruder setzen, von mir aus auch ein Jahr auf Probe, aber das muss anders werden!“

Grusel: „Du hättest gar keine Mittel zum Genießen, wenn ich nicht die Früchte dafür erarbeiten würde – Ohne Fleiß, kein Preis! Schließlich kostet Spaß auch Geld, und Rechnungen müssen vorher auch noch bezahlt werden… das Leben ist ja kein Pony-Hof!“

Rumbusel 2: „Mag schon sein, aber warst du überhaupt schon mal auf einem Pony-Hof? Würde dir vielleicht auch mal gut tun, ein bisschen auszuspannen, Rumbusel 1 könnte dir mal Nachhilfe darin geben.“

Wusel: „Ich krieg langsam Angst, … was soll ich denn bitte schön machen, wenn dann die große Urlaubs- und Nix-Tu-Welle ausbricht, ich kann doch nichts anderes!!!“

Grusel: „Das wird nicht passieren, dafür werde ich schon sorgen.“

Ich: „Mit Verlaub Grusel, aber das Gremium tagt, weil Veränderungsbedarf besteht, und die gesundheitliche wie seelische Unzufriedenheit in der Gesamt-Claudia kurz vor El-Ninjo steht. Ein Kollaps dieser Größe, würde dich mit einem Schlag ins Out katapultieren … dann geht gar nichts mehr!“

Grusel: (murmelt sich was in seinen nicht vorhandenen Bart) – die Aussage wird wegen Unverständlichkeit nicht zu Protokoll genommen.

Rumbusel 1: „Ich hätte noch eine Idee einzubringen. Was wäre, wenn wir Rumbusel 2 zum Chef ernennen, für die sagen wir mal nächsten drei Jahre, und Grusel darf sich als Co-Leiter mit einbringen!?“

Grusel: „Was zweite Reihe – ich!? Nicht dein Ernst!?“

Rumbusel 1: „War ja nur ein Vorschlag, dann eben die totale Entmachtung … auch recht!“

Wusel: (blickt panisch in der Runde herum)

Rumbusel 2: „Ich könnte mir das schon gut vorstellen – aber wenn Grusel partou nicht will…!“

Grusel: „Welche Bereiche hätte ich denn dann über?“

Rumbusel 1: „Ich sehe dich Grusel, nach wie vor als wertvoll an, daher würde ich dir und Wusel die Bereiche Inhalt und Umsetzung geben, und Ich und Rumbusel 2, wir würden das Zeitmanagement, die Freizeitgestaltung und die Kreativabteilung leiten. Was hälst du davon?“

Grusel: „Zwar nicht meine Idealvorstellung, aber wir könnten es ja mal versuchen. Obwohl ich meine Bedenken in Sachen Prioritätensetzung im Protokoll vermerkt wissen möchte!“

Ich: „Ist hiermit zu Protokoll genommen. – Ich fasse also zusammen: Wir haben einen kollektiven Beschluss gefunden, der die Bereiche wie von Rumbusel 1 vorgeschlagen zuteilt, und diese Konstellation ist hiermit für die nächsten drei Jahre festgelegt. In drei Jahren bewerten wir die Lage neu, und analysieren welche Vor- und/oder Nachteile die neue Handhabung hervorgebracht hat. – Sind damit alle einverstanden?, dann ersuche ich um Handzeichen.“

Alle vier Ratsmitglieder heben die Hand, wobei Wusel´s Hand zögerlich hoch geht.

Seither: Ich nehme regelmäßig Kontakt zu Rumbusel 2 auf, spreche dann noch kurz mit Grusel und entscheide mich dann meist für Rumbusel, aber nicht immer! Plötzlich habe ich wieder so etwas wie ein „freies Wochenende“, und verbringe dieses dann nicht mehr mit Hausarbeit und allem was sonst noch so neben der Arbeit liegen geblieben ist, sondern mache was mir gerade in den Sinn kommt, oder einfach mal auch gar nichts. Meinem Körper tut das ungemein gut, und ich bin wieder öfter gut gelaunt – einfach so! Wenn ich allerdings arbeite, dann bin ich dabei deutlich kreativer, freudvoller und wacher. Bin gespannt, was in drei Jahren bei meiner nächsten inneren Ratsversammlung weiter draus geworden ist, … aber bis dahin vergeht ja noch ein bisschen Zeit, und irgendwie glaube ich, dass ich Grusel nicht mehr an die Macht lasse.

Vielleicht magst auch DU mal so eine innere Ratsversammlung einberufen, und sehen, wer sich womit so alles zu Wort meldet!? Könnte ja sein, dass der Spaß-Faktor auch bei DIR Luft nach oben hat, und DEINEM inneren Antreiber ein bisschen Entmachtung gut zu Gesicht stehen würde!? Warte nicht, bis das Burn-out dich erreicht hat, denn dann liegen alle vier am Boden, und nichts geht mehr!

Wenn Du Hilfe und professionelle Anleitung beim Entrümpeln deiner alten Dogmen und Glaubenssätze sowie Gewohnheitsprogramme brauchen kannst, melde Dich gerne – ich freue mich auf die befreiende Arbeit mit Dir.

Herzlichst, Deine Claudia Lang